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Gedanken zu Android, Geräten und Herstellern

Android

AndroidSeit gut einem viertel Jahr habe ich nun mit dem Samsung Galaxy ein Telefon mit dem System Android.
Zeit für ein paar Gedanken.

Betriebssystem statt Firmware

Android ist ein offenes Betriebssystem für Smartphones auf Linuxbasis das massgeblich von Google entwickelt wird. Es soll wirklich ein universelles Betriebssystem ala Windows oder Linux sein und auf einer breiten Palette von Hardware laufen. Zwar laufen auch andere Smartphone Systeme wie Symbian auf Geräten verschiedener Hersteller, sie sind aber weit davon entfernt ein universelles Betriebssystem zu sein.
Betriebssysteme haben eine wichtige Eigenschaft: Sie sind nur Mittel zum Zweck. Und der Zweck sind die Anwendungen.

Mit Android gibt es nun ein solches Mittel zum Zweck für Telefone. Natürlich kann man auch unter Symbian Programme installieren und das iphone hat mit dem App Store die Anwendungen in den Mittelpunkt gestellt. Aber Symbian ist noch sehr eine klassische Handyoberfläche, die Software ist eher im Hintergrund — S60 noch weit mehr als es UIQ war. Und das iphone ist mehr eine Religion und das genaue Gegenteil von universell. Die Geschlossenheit ist zentrales Konzept.

Nun ist es aber nicht so, dass man sich Android einfach herunterlädt oder im Laden auf CD kauft und auf seinem Telefon installiert. Zwar kann man es frei herunterladen, ähnlich wie ein Linux, aber Handyhardware ist nicht so standardisiert wie PC-Hardware, man brächte Treiber und Dokumentation der Handyhersteller für jedes einzelne Telefon.
Praktisch bekommt man Android auf entsprechenden Telefonen vorinstalliert, ähnlich wie meist Windows mit einem neuen PC. Die Hersteller nutzen dies oft aus um das System anzupassen. So verpassen HTC und Motorola ihren Geräten schon eigene Oberflächen, Sony Ericsson will auch gleich mit einer eigenen Oberfläche starten. Samsung liefert zwar noch ein “pures” Android aus, arbeitet aber wohl auch an einer eigenen Oberfläche.
Die Hersteller können ihre Telefone also nicht nur über die Hardware sondern auch über die Software am Markt positionieren. Die Anwendungen bleiben natürlich normal lauffähig, auch wenn die Oberfläche verändert wurde.

Anwendungen im Zentrum

Die Anwendungen sind wie erwähnt der Dreh- und Angelpunkt bei Android.
Natürlich bringen dei Telefone schon einen Grundstock an Anwendungen mit. Kommunikationsprogramme für E-Mail, SMS und MMS natürlich ebenso wie eine Kameraanwendung und Mediaplayer gehören zur Grundausstattung von Android. Die Google Programme wie GMail und Maps übrigens nicht. [Exkurs Google Anwendungen: Android gibt es für die Hersteller in drei Varianten. Das eigentliche System ist immer gleich, es betrifft die Lizensierung der Google Anwendungen: Google Experience Telefone wie das HTC Dream (t-mobile G1) benötigen zur Inbetriebnahme einen Google-Account, ähnlich wie das iphone einen von Apple. Die zweite Variante liefert die Google Anwendungen zwar mit, das war es aber auch schon. Zu dieser Kategorie gehören das Samsung Galaxy und das HTC Dream. Die dritte Variante schliesslich hat keine Lizenz für Google Anwendungen, Geräte diese Kategorie dürfen sie also nicht einmal mitliefern, sie haben keine Lizenz dafür. Telefone dieser Variante sind mir nicht bekannt, die angekündigten Navigationsgeräte und eBook-Lesegeräte mit Android dürften aber diese Variante wählen. — Einen Google Mail Account benötigen alle Varianten für den Zugriff auf den Android Markt, hierrüber werden die installierten und gekauften Programme verwaltet, unabhängig vom Gerät]
Es dreht sich wie gesagt alles um die Anwendungen — auch wenn man nur das macht was schon nach dem Einschalten geht, also Telefonieren, SMS, E-Mail, Fotos und Audio/Videos ansehen und hören. Denn das sind auch nur Programme für die man sich einfach nach Geschmack andere installieren kann. Genauso wie man bei Windows glücklicherweise auch nicht das mitgeliefert Outlook Express nehmen muss sondern sich z.B. thunderbird installieren kann.
So verwende ich z.B. Dolphin als Webbrowser, K-9 für E-Mails, Handcent SMS für SMS und MMS, Star Contact als Kontaktverwaltung, Snap Photo zum fotografieren und Tunewiki zum Musikhören. All diese Programme ersetzen mitgelieferte Programme und Funktionen. Anderes ergänzt bzw. erweitert das Basissystem. Ob Profile oder eine Popupbenachrichtigung für eingehende SMS und MMS — einfach installieren. Oder wie wäre es mit einer Auswertung der Anrufe nach Anrufer, Anrufdauer und Häufigkeit und mehr? Oder eine grafische Auswertung des Akkuladestands?
Während all dies sich noch auf die Grundfunktionen bzw. Lieferumfang des Android Systems bezieht wird es bei davon unabhängigen Programmen. Ob Office Suite oder eBook-Reader; ob Strategiespiel, 3D Rennspiel oder Grafikadventure; ob Benzinverbrauchsrechner oder Navigationssystem — für fast jeden erdentklichen Zweck gibt es ein Programm. Kostenlos oder Kostenpflichtig. Gerade ist Photoshop für Android erschienen.
Bei den kostenpflichtigen Programmen wird es interessant. Mein Lieblingsspiel will ich auch auf dem nächsten Gerät spielen können, genauso wie Starcraft auch noch unter Windows 7 läuft. Und wenn ich mir für 30£ Navigationssoftware gekfaut habe soll diese auch auf meinem nächsten Telefon laufen, ich will nicht die Investition wegwerfen oder mein Altgerät als Navi im Auto lagern müssen, dann hätte ich gleich ein dediziertes Navi kaufen können.
Das geht natürlich mit Android. Die Software lädt und kauft man im Android Markt und dieser verwaltet die Downloads und Einkäufe nicht nach Gerät sondern nach dem persönlichen Benutzerkonto, einer Google Mail Adresse. Auf meinem nächsten Gerät gebe ich meine Google Mail Daten ein und kann meine Programme einfach wieder herunterladen, ohne Extrakosten.
Letztlich wird dadurch eine teure Software wie eine Navigationssoftware erst möglich bzw. praktikabel für Telefone da die Anwendung getrennt vom konkreten Gerät verwendbar ist.

Veränderte Situation für Hersteller

Diese grundlegende Eigenschaft von Android stellt die Telefonhersteller vor neue Herausforderungen bzw. verändert sie.
Der Hersteller des Geräts tritt in den Hintergrund, die Software in den Vordergrund. Relevant ist einzig Android als System; bei der Hardware, also dem Telefon, nimmt man das was einem am Besten zusagt. Android ist dabei nicht wichtig als System an sich, sondern als Basis für die Anwendungen die man nutzen möchte. Das könnten mitgelieferte sein oder halt völlig andere.
Die eigenen Oberflächen die die Hersteller bereitstellen sind dabei auch ein wichtiger Aspekt, man bleibt gern beim gewohnten. Ausserdem bringen sie auch neue Funktionen mit. Letztlich ist die Oberfläche aber auch nur eine Anwendung von vielen die ich einsetze. Gefällt mir die Hardware eines anderen Herstellers besser kann ich sie entbehren bzw. mich umstellen alle anderen Programme kann ich ja normal nutzen.

Eine wichtige Erkentnis für die Hersteller: Die Hardware wird austausch(barer).
Bisher war das Hauptunterscheidungsmerkmal bei Android Geräten das vorhandensein einer Tastatur oder halt nicht. Mit Android 1.6 kam die Displaygröße hinzu, mittlerweile gibt es neben der Standardauflösung von 320×480 Pixeln auch 320×240 Pixel, Motorola Droid (Milestone) und Sony Ericsson X10 haben gar 854×480 Pixel Auflösung — das ist mehr als der erste Eee PC hatte!
Auch die Kameras bekommen mehr Leistungsbandbreite. Bisher hatte bei den in Europa erhältlichen Geräten nur das Samsung Galaxy eine spürbar bessere Kamera mit 5 MP und einem LED-Blitz während die HTC Geräte max. 3,2 MP und keinen Blitz haben.

Auch wenn die Unterschiede bei der Hardware sich gerade vergrössern bzw. erweitern wird dies mittelfristig eine untergeordnete Rolle spielen. Beinahe täglich kommen neue Android Geräte bzw. Ankündigungen an die Öffentlichkeit, schon in den nächsten Monaten werden wir in fast jeder Eigenschaftenkombination mehrere Geräte zur Auswahl haben.

Eine angepasste Oberfläche oder Hardware mit Klavielack oder gebürstetem Aluminium kann die Kaufentscheidung beeinflussen, sie ändert aber nichts daran, dass bei Android die Anwendungen in den Vordergrund rücken.

Eigenschaft: Support

Wichtiger wird vor allem eines werden: Support!
Bis vor ein paar Wochen war Android Version 1.5 aktuell, nun kamen in relativ kurzer Folge die Versionen 1.6 und 2.0. War 1.6 ein eher kleines Update das vor allem für Geräte wie dem HTC Tattoo mit geringerer Auflösung (320×240 Pixel) relevant war da Android 1.5 nur 320×480 Pixel unterstütze bringt die 2.0 deutlich verbesserte Grundanwendungen mit. Könnte man auf diese noch verzichten ändert sich aber auch etwas im Untergrund: 2.0 erweitert die APIs also die Schnittstellen die die Programme nutzen können. Ein Programm das diese erweiterte API nutzt läuft natürlich nicht mehr auf älteren Systemen.
Da man Android wie eingangs erwähnt nicht einfach auf beliebiger Hardware installieren kann ist man auf den Hersteller angwiesen dass er das neue System auch auf seine Hardware anpasst. Geschieht dies nicht wird das Telefon mit seiner Software natürlich nicht schlechter, man bleibt aber von Software die die neue Version benötigt ausgeschlossen.
Der Hersteller ist hier mehr in der Verantwortung als PC-Hersteller: Eine neue Windowsversion kann ich mir im Laden kaufen und installieren, bei Android funktioniert das (noch) nicht.
Solange die Anwendungen die die aktuelle Version vorraussetzen in der Minderheit oder nicht wirklich Wichtig sind ist es fast egal ob ich vom Hersteller die aktuelle Version bekomme.
Ist aber auch nur eine (mir) wichtige Anwendung oder auch nur Funktion einer Anwendung dabei wird der Herstellersupport essentiell. Der Hersteller ist in der Verantwortung, kommt er dieser nicht nach und lässt seine Kunden im Stich wird dieser sich nur dieses eine Mal ärgern: Ein Wechsel des Herstellers ist durch Android so einfach wie nie — unter beibehaltung aller gewohnten Programme.
Mit der 2.0 haben wir den ersten Prüfstein für die bisherigen Hersteller von Android Telefonen: wie Heise in “Update auf Android 2.0: Ja, vielleicht, unbekannt“ beschreibt ist das Bild sehr durchwachsen.
Da ich mit dem Samsung Galaxy ein Telefon eines Herstellers habe bei dem die Antwort auf die Frage ob es Version 2.0 (oder auch nur 1.6) geben wird offenbar davon abhängt wie erfolgreich der jeweilige Mitarbeiter zuvor auf der Toilette war gebe ich mal ganz konkret ein Beispiel: Die Hardware des Galaxy gefällt mir sehr gut, ich würde es auch wieder kaufen — aber: ich habe es vor 3 Monaten gekauft, es dauert also noch 1œ Jahre bis ein neues ansteht. wenn Samsung schon nach einem viertel Jahr den Support fallen lässt werde ich beim nächsten Gerät das eines Herstellers nehmen der glaubwürdig eine längere Unterstützung bietet. 2 Jahre sind nicht nur hierzulande ein üblicher Zeitraum sondern fast überall wo Geräte subventioniert werden. In Ländern in denen das nicht üblich ist sind die Haltezeiten eher länger ehe man 400€ und mehr für ein Telefon ausgibt. Ein Jahr oder auch mehr sollte der Supportzeitraum sein der nicht nur Fehlerkorrekturen an der bestehenden Software beinhaltet sondern ggf. auch ein Update des Systems auf eine neue Version — gerechnet ab Kauf, nicht ab Einführung!

Wünschenswert wären verbindliche oder glaubwürdige Aussagen über den Supportzeitraum. Ich denke in ein paar Jahren werden die Hersteller nicht drumherum kommen.

Mit Android bekommen die Hersteller eine moderne Smartphoneplattform frei Haus, aber ohne Support wird jeder Kunde eine Eintagsfliege bleiben. Ob die Oberfläche nun Sense, Motoblur oder UX ist ist eine Frage der Gewöhnung, ebenso wie wie das Aussehen der Hardware. Eine wichtige Software die ich täglich vermisse schmerzt aber auch täglich. Es sei denn man leidet an Anorexia mobilis eek

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@rowi macht sich Gedanken zu Android, den Herstellern und deren Support: http://7ax.de/03ij Absolut lesenswert! #android #suppor

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